Kunst oder Drogentraum? Was müssen das für Bäume sein... von Hannah Höch | #7

Shownotes

Ein Elefant und ein Zigarrenbaum: In dieser Kunstsnack-Episode geht es um eine Collage mit einer sehr ungewöhnlichen Bilderwelt. Außerdem erfahrt Ihr mehr über die Künstlerin des Bildes, Hannah Höch und wie sie sich vom Vorurteil eines "tüchtigen Klebemädchens" löste und sich zu einer der bekanntesten Künstlerinnen des Dadaismus entwickelte. Es geht um Bahlsen-Kekse, Spießbürgertum und warum man den Titel der Collage auch singen könnte.

Die Collage "Was müssen das für Bäume sein…" von Hannah Höch in der Onlinesammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe: https://www.kunsthalle-karlsruhe.de/kunstwerke/Hannah-H%C3%B6ch/Was-m%C3%BCssen-das-f%C3%BCr-B%C3%A4ume-sein/4D26108E4E10997BF33BAC8381BD47E1/

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Ein Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

Text: Jakob Schwerdtfeger
Idee und Redaktion: Daniela Sistermanns, Sarah Ball, Tabea Schwarze
Beratung: Thomas Frank
Ton und Schnitt: Sarah Ball
Sounddesign und Musik: Milan Fey, Auf die Ohren GmbH
Sprecher Intro und Outro: Martin Petermann, Auf die Ohren GmbH
Foto: Pierre Jarawan
Gestaltung: Bureau Mitte Designagentur, Frankfurt
Förderer: Dieser Podcast wird finanziell unterstützt von der Werner-Stober-Stiftung sowie den Freunden der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe e.V.

Transkript anzeigen

Kunstsnack. Ein Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe„Kunst oder Drogentraum? Was müssen das für Bäume sein… von Hannah Höch“

Dieses Kunstwerk ist wie ein Traum, aus dem man aufwacht und sich denkt: "Wow, was zur Hölle war das denn?" Wir sehen auf diesem Kunstwerk einen Elefanten, aber ganz sicher keinen normalen. Seine sind Ohren komplett nach oben geklappt wie die Ohren von Mickey Maus. In den Elefanten-Ohren sind außerdem zwei menschliche Augen und eine Nase. Das sind einfach 3 Sinnesorgane in einem. Hat was von so einer 3 in 1 Zahnpasta.

Dieses Kunstwerk ist wie ein Traum, aus dem man aufwacht und sich denkt: Der Elefant steht unter einem Baum. Von den Ästen hängen aber keine Tannenzapfen, sondern Zigarren. Also richtige Riesen-Zigarren, die so hoch sind wie der Elefant. Sogar Rudi Assauer oder Winston Churchill wären mit diesen Zigarren überfordert gewesen. Der Baum hat auch keine Blätter oder Nadeln. Nein, stattdessen ist der Baum voll mit Federn. Richtig schräg das alles! Diese ganze Beschreibung klingt wie ziemlicher Bad Trip auf LSD, ist aber ein Kunstwerk der Künstlerin Hannah Höch und es ist aus der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Die Arbeit trägt den Titel "Was müssen das für Bäume sein..." Und ganz ehrlich, ich feier dieses Werk. Also, let's go.

Dieses Kunstwerk ist wie ein Traum, aus dem man aufwacht und sich denkt: Der Kunstsnack – Kurze Facts leicht bekömmlich. Von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe mit dem Comedian und Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger.

Dieses Kunstwerk ist wie ein Traum, aus dem man aufwacht und sich denkt: Das Kunstwerk, das ich gerade beschrieben habe, könnt ihr euch gerne mal anschauen. In den Shownotes ist ein Link dazu, falls Ihr mir nicht glaubt, wie das aussieht, aber ich habe es schon echt ziemlich akkurat beschrieben. Es handelt sich hierbei um eine Collage, die um 1930 entstanden ist. Dabei kombiniert man verschiedene Elemente aus Fotos, Ausschnitte aus Zeitungsartikeln und andere Materialien miteinander und macht daraus dann etwas Neues. Zum Beispiel nimmt man das Foto von einem Muskel-Model und packt da den Kopf von – keine Ahnung – Karl Lauterbach drauf. Zack! Ist eine ganz andere Aussage da, auch wenn ich nicht weiß, welche.

Dieses Kunstwerk ist wie ein Traum, aus dem man aufwacht und sich denkt: In ihrem Werk "Was müssen das für Bäume sein..." kreiert die Künstlerin Hannah Höch genau durch die Collage diese ungewöhnliche Bilderwelt. Die Menschenaugen und die Nase in den Elefanten-Ohren sind beispielsweise Teile von einem Foto der Künstlerin. Also das sind die Augen und die Nase von Hannah Höch. Der Rest stammt aus Zeitschriften und Werbeprospekten. Der Elefant wurde zum Beispiel aus einem Artikel über historisches Spielzeug ausgeschnitten. Das erklärt diese ungewöhnlich aufgestellten Mickey-Maus-Ohren. Die Zigarren, die von den Bäumen hängen, die sind aus Zigarrenpapier.

Dieses Kunstwerk ist wie ein Traum, aus dem man aufwacht und sich denkt: Hannah Höch ist bekannt für solche Collagen. Allerdings wurde sie bis in die 1960er als „tüchtiges“ „Klebemädchen“ verniedlicht. Wie so oft wurde sie als Künstlerin nicht in dem Maße ernst genommen wie ihre männlichen Kollegen. Obwohl sie als eine der bekanntesten Künstlerinnen des Dadaismus gilt, musste sie sich vielfach behaupten. Der Dadaismus war übrigens eine künstlerische Bewegung, die 1916 aufkam.

Der Dadaismus war wild, provokant und ziemlich crazy. Man wollte die traditionelle Auffassung von Kunst sprengen und die Leute schockieren. Alltagsgegenstände wurden zur Kunst erklärt, das Publikum wurde bei Ausstellungen teilweise beschimpft und es entstanden sehr absurde Werke – so wie die Collage von Hannah Höch. Es war ein Protest gegen die bürgerlichen Werte und die Kultur, die zum Ersten Weltkrieg geführt hatten. Der Sinnlosigkeit des Krieges setzte der Dadaismus sinnlose Kunst entgegen. Hauptsache mit den Konventionen brechen – Dada war Anti-Kunst, eine künstlerische Schelle für das Spießbürgertum. Hannah Höch meinte mal dazu: „Wir alle waren wie in einem Korsett eingeschnürt und wurden nun in die Freiheit entlassen.“

Der Dadaismus war wild, provokant und ziemlich crazy. Man wollte die traditionelle Auffassung von Kunst sprengen und die Leute schockieren. Alltagsgegenstände wurden zur Kunst erklärt, das Publikum wurde bei Ausstellungen teilweise beschimpft und es entstanden sehr absurde Werke – so wie die Collage von Hannah Höch. Es war ein Protest gegen die bürgerlichen Werte und die Kultur, die zum Ersten Weltkrieg geführt hatten. Der Sinnlosigkeit des Krieges setzte der Dadaismus sinnlose Kunst entgegen. Hauptsache mit den Konventionen brechen – Dada war Anti-Kunst, eine künstlerische Schelle für das Spießbürgertum. Hannah Höch meinte mal dazu: Das Werk "Was müssen das für Bäume sein..." passt gut zum Dadaismus. Hannah Höch reißt die einzelnen Foto-Elemente aus ihrem ursprünglichen Zusammenhang. Dann fügt sie diese neu zusammen und erschafft ein wirklich weirdes Werk. Klassisch Dada. Plötzlich ist ein Elefant so groß wie eine Zigarre und hat Augen in den Ohren. Klar, warum auch nicht? Hier wird nicht mehr die Realität abgebildet, sondern etwas ganz Eigenes entsteht.

Die Collage ist dem Künstler Kurt Schwitters gewidmet, das war ein guter Freund von Hannah Höch. Außerdem war er ein bedeutender Dadaist und kam wie die Bahlsen Kekse und ich aus Hannover. Man muss die Stadt einfach manchmal ein bisschen representen, das macht ja sonst keiner. Kurt Schwitters hat viele sogenannte Lautgedichte geschrieben. Das waren Gedichte in Fantasiesprache, komplett sinnlos, aber richtig witzig. Mein Lieblingswerk von ihm ist die Ursonate. Kleines Zitat daraus:

Die Collage ist dem Künstler Kurt Schwitters gewidmet, das war ein guter Freund von Hannah Höch. Außerdem war er ein bedeutender Dadaist und kam wie die Bahlsen Kekse und ich aus Hannover. Man muss die Stadt einfach manchmal ein bisschen representen, das macht ja sonst keiner. Kurt Schwitters hat viele sogenannte Lautgedichte geschrieben. Das waren Gedichte in Fantasiesprache, komplett sinnlos, aber richtig witzig. Mein Lieblingswerk von ihm ist die Ursonate. Kleines Zitat daraus: böwörötääzääUu pögiff fümmsböwötääzääUu pögiff kwiiEe.

Die Collage ist dem Künstler Kurt Schwitters gewidmet, das war ein guter Freund von Hannah Höch. Außerdem war er ein bedeutender Dadaist und kam wie die Bahlsen Kekse und ich aus Hannover. Man muss die Stadt einfach manchmal ein bisschen representen, das macht ja sonst keiner. Kurt Schwitters hat viele sogenannte Lautgedichte geschrieben. Das waren Gedichte in Fantasiesprache, komplett sinnlos, aber richtig witzig. Mein Lieblingswerk von ihm ist die Ursonate. Kleines Zitat daraus: So geht das über eine halbe Stunde. Großartig! Genau mein Humor. Kurt Schwitters hat auch ein Lautgedicht gemacht, das hieß "Cigarren (elementar)". Die Zigarren bei Hannah Höch könnten ein Verweis auf dieses Lautgedicht sein. Außerdem rauchte Schwitters gerne Zigarren.

Der Titel des Werks aus der Kunsthalle Karlsruhe lautet ja "Was müssen das für Bäume sein...". Dieser Titel ist an einen Kinder-Kanon angelehnt, der damals sehr beliebt war und der auch auf der Rückseite des Bildes auftaucht. Dort steht geschrieben: "Was müssen / das für Bäume sein - / wo die grooossen - - - / Elefanten spazieren gehen - / - ohne sich zu sstossen - " / "Zigarrren - Zigarrren" / Kurt Schwitters gewidmet. [...].

Der Titel des Werks aus der Kunsthalle Karlsruhe lautet ja "Was müssen das für Bäume sein...". Dieser Titel ist an einen Kinder-Kanon angelehnt, der damals sehr beliebt war und der auch auf der Rückseite des Bildes auftaucht. Dort steht geschrieben: Ja, bei diesem Werk steht wirklich ein Elefant im Raum. Aber das macht es nur umso spannender. Ich hoffe, ihr hattet Freude an dieser Folge von Kunstsnack. Danke fürs Zuhören, bis zum nächsten Mal, ciao.

Der Titel des Werks aus der Kunsthalle Karlsruhe lautet ja "Was müssen das für Bäume sein...". Dieser Titel ist an einen Kinder-Kanon angelehnt, der damals sehr beliebt war und der auch auf der Rückseite des Bildes auftaucht. Dort steht geschrieben: Das war der Kunstsnack – Kurze Facts leicht bekömmlich. Mit Jakob Schwerdtfeger. Eine Produktion der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Abonniert unseren Podcast und folgt uns bei Instagram. Habt Ihr Themenwünsche, schreibt uns via Directmessage oder per Mail an digital@kunsthalle-karlsruhe.de.

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