Wieso hat Rembrandt drei Ohren? | #1

Shownotes

Warum hat Rembrandt drei Ohren und was hat sein Gemälde mit einem Hollywood-Film zu tun? In der ersten Folge von Kunstsnack geht es um das Selbstbildnis von Rembrandt. Comedian und Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger verrät, welch ungewöhnliche Geschichte hinter dem über 350 Jahre alten Werk steckt.

Zum Selbstbildnis von Rembrandt in der Onlinesammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe: https://www.kunsthalle-karlsruhe.de/kunstwerke/Rembrandt/Selbstbildnis/D2547DA04968708EEADD74992CB4F5F6/

Bleibt mit uns im Austausch, diskutiert mit der Community, sagt uns, was Ihr als Nächstes hören, oder was Ihr schon immer mal aus der Welt der Kunst wissen wollt.
Instagram: https://www.instagram.com/kunsthalle_ka/
Twitter: https://twitter.com/Kunsthalle_Ka
Per Mail an digital@kunsthalle-karlsruhe.de

Ein Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

Text: Jakob Schwerdtfeger
Idee und Redaktion: Daniela Sistermanns, Sarah Ball, Tabea Schwarze
Beratung: Thomas Frank
Ton und Schnitt: Sarah Ball
Sounddesign und Musik: Milan Fey, Auf die Ohren GmbH
Sprecher Intro und Outro: Martin Petermann, Auf die Ohren GmbH
Foto: Pierre Jarawan
Gestaltung: Bureau Mitte Designagentur, Frankfurt
Förderer: Dieser Podcast wird finanziell unterstützt von der Werner-Stober-Stiftung sowie den Freunden der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe e.V.

Transkript anzeigen

Kunstsnack. Ein Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

„Wieso hat Rembrandt drei Ohren?“

Auf diesem Bild hat Rembrandt drei Ohren, das Gemälde spielte in einem Hollywood-Film mit und man hat eine riesige Sünde an diesem Werk begangen: Das Selbstbildnis von Rembrandt in der Kunsthalle Karlsruhe. Und damit herzlich willkommen bei der ersten Folge von Kunstsnack

Auf diesem Bild hat Rembrandt drei Ohren, das Gemälde spielte in einem Hollywood-Film mit und man hat eine riesige Sünde an diesem Werk begangen: Der Kunstsnack – Kurze Facts leicht bekömmlich. Von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe mit dem Comedian und Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger.

Auf diesem Bild hat Rembrandt drei Ohren, das Gemälde spielte in einem Hollywood-Film mit und man hat eine riesige Sünde an diesem Werk begangen: Die Kappe, die er trägt, ist goldverziert, die Ohrringe glänzen und um den Hals hat er gleich zwei Goldketten. Klingt wie die Beschreibung eines Rappers – ist aber Rembrandt. Um 1645/48 hat er das Selbstporträt gemalt. Schaut jetzt gerne mal auf Euer Gerät, mit dem Ihr diesen Podcast gerade hört, also Euer Handy oder Laptop, da könnt Ihr das Bild sehen. Falls nicht, in den Shownotes ist ein Link zu dem Bild.

Auf diesem Bild hat Rembrandt drei Ohren, das Gemälde spielte in einem Hollywood-Film mit und man hat eine riesige Sünde an diesem Werk begangen: Wenn man sich dieses Gemälde jetzt mal ganz genau anguckt, dann sieht man auf der linken Seite plötzlich ein drittes Ohr. Wie kann das sein? Hat Rembrandt den umgekehrten van Gogh gemacht? Nein, das Ohr kam erst im Laufe der Jahre zum Vorschein, denn Rembrandt hat sein Bild über eine bereits bemalte Holztafel gemalt – quasi Recycling schon im 17. Jahrhundert! Ja, oder er wollte einfach Geld sparen. Auf jeden Fall scheint das darunter liegende Porträt mittlerweile durch und daher kommt dieses dritte Ohr.

Auf diesem Bild hat Rembrandt drei Ohren, das Gemälde spielte in einem Hollywood-Film mit und man hat eine riesige Sünde an diesem Werk begangen: Beeindruckend finde ich, wie hell Rembrandts Gesicht angestrahlt wird, das ist ein richtiges Spotlight. Eigentlich erstaunlich, dass er nicht blinzeln muss. Der Rest des Bildes dagegen liegt komplett im Schatten. Die Beleuchtung wirkt ein bisschen wie früher, wenn man sich als Kind im Dunkeln mit einer Taschenlampe angeleuchtet hat, um andere zu gruseln und dabei selber am meisten Angst hatte.

Eine solche Hell-Dunkel-Malerei nennt man übrigens Chiaroscuro, falls ihr mal auf Partys angeben wollt. Chiaroscuro... Klingt wie ein mittelguter Rotwein. Rembrandt ist auf jeden Fall berühmt für diese Malweise. Allerdings war die nicht bei allen beliebt. Ein Kunstkritiker meinte 1718, dass das Gesicht zwar sehr fein gemalt wäre, aber (ich zitiere) „der Rest […] wie mit einem groben Teerpinsel aufgeschmiert“. Für alle, die nicht wissen, wie ein Teerpinsel aussieht: Das ist ein sehr großer runder Pinsel, der aussieht wie der Kopf von einer elektrischen Zahnbürste für Elefanten. Also sehr grob. Das war natürlich Absicht von Rembrandt so zu malen, denn wenn alles drum herum verschwommen und dunkel gemalt ist, wirkt das Gesicht ja noch intensiver.

Eine solche Hell-Dunkel-Malerei nennt man übrigens Chiaroscuro, falls ihr mal auf Partys angeben wollt. Chiaroscuro... Klingt wie ein mittelguter Rotwein. Rembrandt ist auf jeden Fall berühmt für diese Malweise. Allerdings war die nicht bei allen beliebt. Ein Kunstkritiker meinte 1718, dass das Gesicht zwar sehr fein gemalt wäre, aber (ich zitiere) „der Rest […] wie mit einem groben Teerpinsel aufgeschmiert“. Für alle, die nicht wissen, wie ein Teerpinsel aussieht: Das Gemälde hat eine sehr bewegte Geschichte hinter sich. Heute ist das Bild oval, aber das war nicht immer so. Ursprünglich war das nämlich einfach normal rechteckig, aber dann hat ernsthaft jemand die Ecken abgeschnitten. So wie man das bei einer Scheibe Käse macht, wenn die nicht genau aufs Brot passt. Nur dass das hier halt ein echter Rembrandt ist. Da stellen sich mir ja alle Nackenhaare auf.

Eine solche Hell-Dunkel-Malerei nennt man übrigens Chiaroscuro, falls ihr mal auf Partys angeben wollt. Chiaroscuro... Klingt wie ein mittelguter Rotwein. Rembrandt ist auf jeden Fall berühmt für diese Malweise. Allerdings war die nicht bei allen beliebt. Ein Kunstkritiker meinte 1718, dass das Gesicht zwar sehr fein gemalt wäre, aber (ich zitiere) „der Rest […] wie mit einem groben Teerpinsel aufgeschmiert“. Für alle, die nicht wissen, wie ein Teerpinsel aussieht: Aber früher hat man das häufiger gemacht – zum Beispiel auch bei Rembrandts berühmtesten Bild, der „Nachtwache“. Damals kam die „Nachtwache“ an einen anderen Ort, ins Amsterdamer Rathaus, und sollte zwischen zwei Türen aufgehängt werden. Allerdings war die Wand zu klein. Also hat man einfach 20% des Bildes abgeschnitten. Ich finde, man hätte halt auch vorher einfach mal nachmessen können.

Aber wie kam dieses „Selbstbildnis“ jetzt eigentlich in die Kunsthalle? Die Antwort ist: ziemlich zufällig. Und zwar über Karoline Luise von Baden. Das war eine Kunstsammlerin mit beeindruckender Biografie – um sie geht’s in der nächsten Folge dieses Podcasts. Karoline Luise war schon länger auf der Suche nach einem Rembrandt, wurde bei einer Auktion aber überboten. Und schließlich fiel ihr das „Selbstbildnis“ eher beiläufig in die Hände und das auch noch zu einem sehr günstigen Preis. Dabei war dieses Bild überhaupt nicht auf ihrer Wunschliste. Zum Glück hat sie trotzdem zugeschlagen und so ist es später in der Kunsthalle Karlsruhe gelandet.

Aber wie kam dieses „Selbstbildnis“ jetzt eigentlich in die Kunsthalle? Die Antwort ist: Zu einem richtigen Krimi kam es dann während des Zweiten Weltkrieges. Da wurde das Kunstwerk in ein Geheimlager gebracht und zwar war das ein Salzbergwerk. Vielleicht guckt Rembrandt deshalb so salty auf dem Bild. 1945 wurde das Gemälde dann geborgen von dem jüdischen US-Soldaten Harry L. Ettlinger. Der war 1938 in die USA emigriert und kam zurück nach Deutschland, um Kulturgüter zu finden und zu schützen.

Aber wie kam dieses „Selbstbildnis“ jetzt eigentlich in die Kunsthalle? Die Antwort ist: Diese echt abenteuerliche Geschichte wurde von Hollywood in dem Film „Monuments Man“ mit George Clooney aufgegriffen. Und in einer Szene kommt der Karlsruher Rembrandt tatsächlich vor. Das ist also ein echtes Blockbuster-Bild. Ich glaube, viele Menschen würden gerne so liebevoll von George Clooney angelächelt werden wie dieses Bild, wenn er es in "Monuments Men" anschaut. Also, ich wurde da ziemlich schwach.

Ihr merkt, dieses Bild hat einiges hinter sich und dank dieser ganzen, lückenlosen Geschichte weiß man: Der Rembrandt ist ein Original. Und das ist wirklich keine Selbstverständlichkeit. Kaum jemand wird so viel gefälscht wie Rembrandt. Laut der US-Zollbehörde wurden von 1909 bis 1951 über 9000 Werke von Rembrandt allein in die USA importiert. Das ist deshalb interessant, weil es nur etwa 350 gesicherte Werke von Rembrandt gibt. Also passt auf, falls ihr zufällig gerade plant einen Rembrandt zu kaufen.

Das Werk in der Kunsthalle Karlsruhe ist definitiv echt und dazu noch ein richtig, richtig gutes Bild von Rembrandt. Auch wenn der Künstler darauf nach 350 Jahren immer noch so traurig guckt wie ich, wenn keine Chips mehr im Haus sind. Aber immerhin gibt es ja jetzt einen anderen Snack – nämlichen den Kunstsnack. In diesem Sinne: Vielen Dank für's Zuhören – egal ob mit zwei oder drei Ohren.

Das Werk in der Kunsthalle Karlsruhe ist definitiv echt und dazu noch ein richtig, richtig gutes Bild von Rembrandt. Auch wenn der Künstler darauf nach 350 Jahren immer noch so traurig guckt wie ich, wenn keine Chips mehr im Haus sind. Aber immerhin gibt es ja jetzt einen anderen Snack – nämlichen den Kunstsnack. In diesem Sinne: Das war der Kunstsnack – Kurze Facts leicht bekömmlich. Mit Jakob Schwerdtfeger. Eine Produktion der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Abonniert unseren Podcast und folgt uns bei Instagram. Habt Ihr Themenwünsche, schreibt uns via Directmessage oder per Mail an digital@kunsthalle-karlsruhe.de.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.