Minimale Mittel, maximaler Ausdruck: Fuku von Leiko Ikemura | #15

Shownotes

Das Gesicht ist verschwommen, aber die Emotionen sind stark. Dieser Kunstsnack handelt vom Aquarell "Fuku" von Leiko Ikemura. Es geht um Verzweiflung, Leid und Trauer, um die Atom-Katastrophe in Fukushima und warum das Werk eine Ausnahme im Schaffen der Künstlerin darstellt. Erfahrt außerdem, warum Jakob Schwerdtfeger "Fuku" mit dem YouTuber Rezo, Rotwein und den drei Fragezeichen vergleicht.

Das Werk in der Onlinesammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe: https://www.kunsthalle-karlsruhe.de/kunstwerke/Leiko-Ikemura/Fuku/E24D619956B442BA8624E133959968F5/

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Ein Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe

Text: Jakob Schwerdtfeger
Idee und Redaktion: Daniela Sistermanns, Sarah Ball, Tabea Schwarze, Thomas Frank
Beratung: Thomas Frank
Ton und Schnitt: Sarah Ball
Sounddesign und Musik: Milan Fey, Auf die Ohren GmbH
Sprecher Intro und Outro: Martin Petermann, Auf die Ohren GmbH
Foto: Pierre Jarawan
Gestaltung: Bureau Mitte Designagentur, Frankfurt
Förderer: Dieser Podcast wird finanziell unterstützt von der Werner-Stober-Stiftung sowie den Freunden der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe e.V.

Transkript anzeigen

Kunstsnack. Ein Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe„Minimale Mittel, maximaler Ausdruck: Fuku von Leiko Ikemura“

Der Blick geht nach oben, die Mundwinkel nach unten. Das Gesicht ist zwar verschwommen, aber die Emotionen sind stark. Wir sehen Verzweiflung, Leid und Trauer. Das ist definitiv kein Bild, das man sich vors Bett hängen will. Gut, kann man auch nicht, weil es sich in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet. Aber dieses Kunstwerk ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man mit nur ganz wenigen Pinselstrichen maximale Gefühle erzeugen kann. Es zieht einen sofort in den Bann. Und deshalb gehe ich heute mal etwas näher darauf ein: Das Werk "Fuku" von der Künstlerin Leiko Ikemura.

Der Blick geht nach oben, die Mundwinkel nach unten. Das Gesicht ist zwar verschwommen, aber die Emotionen sind stark. Wir sehen Verzweiflung, Leid und Trauer. Das ist definitiv kein Bild, das man sich vors Bett hängen will. Gut, kann man auch nicht, weil es sich in der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe befindet. Aber dieses Kunstwerk ist ein hervorragendes Beispiel dafür, wie man mit nur ganz wenigen Pinselstrichen maximale Gefühle erzeugen kann. Es zieht einen sofort in den Bann. Und deshalb gehe ich heute mal etwas näher darauf ein: Der Kunstsnack – Kurze Facts leicht bekömmlich. Von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe mit dem Comedian und Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger.

Ehrlich gesagt: Podcasts über Kunst haben immer ein Problem: Man kann die Kunst, über die man spricht, nicht sehen. Das ist wie in Kochvideos, wenn die Leute erzählen, wie gut das Essen riecht und man es halt aber nicht riecht. Allerdings haben wir haben eine Lösung dafür. In den Shownotes findet ihr einen Link zu dem Kunstwerk. Da könnt ihr euch das in Ruhe angucken. Also, womit haben wir es hier zu tun? Es handelt sich um die frontale Darstellung einer Frau. Man sieht die Schultern und vor allem den Kopf. Im Hintergrund ist dann eine mit Grün angedeutete Landschaft. Große Teile des Blattes sind gar nicht bemalt, die Farbe ist nur spärlich aufgetragen. Die dargestellte Figur hat blaue Haare, aber nicht wie der Youtuber Rezo, sondern eher, als würde sich meine Mutter ihre Kurzhaar-Frisur blau färben.

Ehrlich gesagt: Das Gesicht ist nur mit wenigen orangenen und schwarzen Farbakzenten angedeutet. Das Oberteil der Figur ist dunkelrot. Es bildet damit einen Komplementärkontrast zum grünen Hintergrund. Komplementärkontrast heißt, dass zwei bestimmte Farben nebeneinander besonders stark leuchten. Zum Beispiel gelb und blau oder eben rot und grün. Also sich mit einem roten Pullover im grünen Wald zu tarnen, ist eine richtig dumme Idee. Das ist mein gratis Survival-Trick für euch. (Wobei ihr euch das vermutlich schon denken konntet.)

Ehrlich gesagt: In dem Werk von Leiko Ikemura fließen die Farben ineinander. Es handelt sich hier nämlich um ein Aquarell. Wir alle haben irgendeine Person in unserer Familie oder im Bekanntenkreis, die aquarelliert. Meistens sind das dann irgendwelche kitschigen Landschaften, die man geschenkt bekommt und sich aufhängen muss, weil es ja ein Geschenk war. Aber Aquarelle können auch richtig cool sein, siehe Leiko Ikemura.

Ehrlich gesagt: Aquarell ist übrigens eine Technik, bei der Farben mit Wasser verdünnt werden und dann auf meist feuchtes Papier aufgetragen werden. Man nennt das "nass-in-nass" Arbeiten. Dadurch zerfließt die Farbe – ein bisschen könnt ihr euch das vorstellen, wie bei einem Rotweinfleck auf einer weißen Tischdecke. Ich kenne mich aus damit, weil ich mega der Tollpatsch bin und mir das ständig passiert.

Entstanden ist das Werk von Leiko Ikemura 2012, ein Jahr nach der Atom-Katastrophe in Fukushima. Jetzt könnte man denken: "Ok, aber was hat das Aquarell denn damit zu tun?" Der Titel "Fuku" stellt da einen eindeutigen Bezug her. Im März 2011 beschädigten ein Erdbeben und der darauffolgende Tsunami das Atomkraftwerk in Fukushima. Es kam zu einer Kernschmelze. Radioaktives Material trat aus und verseuchte die Umgebung. Das führte zu gravierenden Folgen für über 300.000 Menschen. Eine richtige Katastrophe.

Entstanden ist das Werk von Leiko Ikemura 2012, ein Jahr nach der Atom-Katastrophe in Fukushima. Jetzt könnte man denken: Leiko Ikemura reiste 2012 nach Fukushima und machte dort vor allem dokumentarische Fotos. Die sieht sie selbst aber nicht als Kunstwerke an. „Fuku“ ist die einzige künstlerische Arbeit, die aus dieser Vor-Ort-Erfahrung entstanden ist. Das Aquarell bildet eine große Ausnahme im Schaffen der Künstlerin. Normalerweise greift sie nämlich keine tagespolitischen Ereignisse in ihren Werken auf. Bekannt ist sie vor allem für ihre mystischen Landschaften und für ihre abgründigen Porträts von politischen, künstlerischen und berühmten Persönlichkeiten.

Kurz zum Background der Künstlerin: Leiko Ikemura wurde 1951 in Japan geboren. Sie lebt mittlerweile seit über 30 Jahren in Europa. Der Grund: Sie wollte sich von den Zwängen der japanischen Tradition befreien und so wanderte sie mit 21 Jahren nach Spanien aus. Später kam sie in die Schweiz und lebt heute in Deutschland.

Mit ihrer Kunst möchte Leiko Ikemura, dass sich die asiatische und europäische Kultur begegnen. 2013 hat sie das sehr gut auf den Punkt gebracht. Da hatte sie eine Ausstellung in der Kunsthalle Karlsruhe und meinte dazu: „Es ist sehr spannend, dass sich in diesem [...] Traditionshaus jetzt historische europäische Kunst und zeitgenössische Kunst mit asiatischem Hintergrund gegenüberstehen.“

Mit ihrer Kunst möchte Leiko Ikemura, dass sich die asiatische und europäische Kultur begegnen. 2013 hat sie das sehr gut auf den Punkt gebracht. Da hatte sie eine Ausstellung in der Kunsthalle Karlsruhe und meinte dazu: Ich finde, die besondere Kraft von dem Aquarell „Fuku“ liegt vor allem in der verschwommenen Darstellung. Das Bild ist vage. Mehr eine Farbwolke, als ein gestochen scharfes Bild. Die Künstlerin deutet vieles eben nur an. Dadurch bleibt Platz für unsere Fantasie und unser Empfinden. Das Bild ist offen für unsere eigenen Lesweisen.

Mit ihrer Kunst möchte Leiko Ikemura, dass sich die asiatische und europäische Kultur begegnen. 2013 hat sie das sehr gut auf den Punkt gebracht. Da hatte sie eine Ausstellung in der Kunsthalle Karlsruhe und meinte dazu: Gleichzeitig hat dieses Werk für mich eine ähnlich direkte und sofort verständliche Wirkung wie zum Beispiel „Der Schrei“ von Edvard Munch. Ihr kennt dieses Bild sicher noch aus eurer Schulzeit. Peter Shaw aus der Hörspielserie „Die Drei Fragezeichen“ hat die Figur aus dem Munch-Bild mal sehr treffend beschrieben als „hysterische Glühbirne“. Hab ich übrigens nur eingebaut, weil ich mega „Drei Fragezeichen“-Fan bin.

Mit ihrer Kunst möchte Leiko Ikemura, dass sich die asiatische und europäische Kultur begegnen. 2013 hat sie das sehr gut auf den Punkt gebracht. Da hatte sie eine Ausstellung in der Kunsthalle Karlsruhe und meinte dazu: Leiko Ikemura fängt also das Leid der Katastrophe von Fukushima eindrücklich ein. Aber gleichzeitig hat dieses Werk auch eine allgemeingültige Wirkung, die über das konkrete Ereignis hinausgeht. Hier werden zentrale menschliche Emotionen sehr intensiv dargestellt. Einfach ein super starkes Werk! Also, schaut spätestens jetzt mal in die Shownotes und guckt's euch an.

Mit ihrer Kunst möchte Leiko Ikemura, dass sich die asiatische und europäische Kultur begegnen. 2013 hat sie das sehr gut auf den Punkt gebracht. Da hatte sie eine Ausstellung in der Kunsthalle Karlsruhe und meinte dazu: Ich hoffe, euch hat die Folge gefallen. Empfehlt „Kunstsnack“ gerne weiter. Danke für's Zuhören. Macht's gut, Ciao.

Mit ihrer Kunst möchte Leiko Ikemura, dass sich die asiatische und europäische Kultur begegnen. 2013 hat sie das sehr gut auf den Punkt gebracht. Da hatte sie eine Ausstellung in der Kunsthalle Karlsruhe und meinte dazu: Das war der Kunstsnack – Kurze Facts leicht bekömmlich. Mit Jakob Schwerdtfeger. Eine Produktion der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Abonniert unseren Podcast und folgt uns bei Instagram. Habt Ihr Themenwünsche, schreibt uns via Directmessage oder per Mail an digital@kunsthalle-karlsruhe.de.

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