Kohlkopf und Kassenbon: Gemüsestillleben von Frans Snyders | #13
Shownotes
Gesunde Ernährung im 17. Jahrhundert: Was macht das Gemälde "Gemüsestillleben" von Frans Snyders so besonders und warum könnte es auch als 3D-Bild durchgehen? Dieser Kunstsnack handelt von Wirsing, Kohl und Rettich, aber auch von ausgezeichnetem künstlerischen Talent. Erfahrt außerdem, was Jakob Schwerdtfeger mit kreativer Bürokratie meint und was der Rapper Drake mit dem 400 Jahre alten Bild zu tun hat.
Das Werk in der Onlinesammlung der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe: https://www.kunsthalle-karlsruhe.de/kunstwerke/Frans-Snyders/Gem%C3%BCsestillleben/D81B0C664F7BC1892419D9B64F923CB8/
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Ein Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe
Text: Jakob Schwerdtfeger
Idee und Redaktion: Daniela Sistermanns, Sarah Ball, Tabea Schwarze
Beratung: Thomas Frank
Ton und Schnitt: Sarah Ball
Sounddesign und Musik: Milan Fey, Auf die Ohren GmbH
Sprecher Intro und Outro: Martin Petermann, Auf die Ohren GmbH
Foto: Pierre Jarawan
Gestaltung: Bureau Mitte Designagentur, Frankfurt
Förderer: Dieser Podcast wird finanziell unterstützt von der Werner-Stober-Stiftung sowie den Freunden der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe e.V.
Transkript anzeigen
Kunstsnack. Ein Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe„Kohlkopf und Kassenbon: Gemüsestillleben von Frans Snyders“
Kunstsnack. Ein Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe„Kohlkopf und Kassenbon: Dieses Bild ist ein absoluter Traum für alle Eltern, die wollen, dass sich ihre Kinder gesünder ernähren! Ich habe noch nie ein Gemälde gesehen, auf dem Gemüse so heftig abgefeiert wurde. Das Bild ist von Frans Snyders und heißt passenderweise Gemüsestillleben. Was macht den Wirsing darauf so wahnsinnig und den Kohl so krass? Und warum hat ein anderer Künstler das Bild zu einem Kassenbon verarbeitet? Darum geht's in dieser Folge.
Kunstsnack. Ein Podcast der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe„Kohlkopf und Kassenbon: Der Kunstsnack – Kurze Facts leicht bekömmlich. Von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe mit dem Comedian und Kunsthistoriker Jakob Schwerdtfeger.
Bevor es direkt losgeht, eine Bitte: Schaut mal in die Shownotes von diesem Podcast. Da ist ein Link zu dem Bild, um das es heute geht. Dann habt ihr das besser vor Augen. Oder guckt auf der Instagram-Seite von der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, da posten die das Bild auch. Und folgt direkt der Kunsthalle und mir bei Insta: kunsthalle_ka und jakob.schwerdtfeger – nice, danke.
So, jetzt zum Bild: Das Gemälde von Frans Snyders sieht aus, als hätte man einen Marktstand auf dem Boden ausgekippt: Hier stapeln sich Kohlköpfe, Karotten, ein Kürbis, Kohlrüben, aber auch Gemüse ohne "K": Rettich, Wirsing, Blumenkohl, Fenchel und Sellerie. Es ist ein sehr gesunder und vitaminreicher Haufen. All das liegt am Rande eines Feldes. Von dem Feld sieht man rechts oben auf dem Bild noch einen kleinen Ausschnitt. Die Landschaft macht einen herbstlichen Eindruck. Ein Bauer und eine Bäuerin holen gerade mit einem Karren die Ernte ein. Ihre Kleidung ist ziemlich oldschool und auch die Arbeitsgeräte. Kein Wunder, denn das Bild ist von 1610, also über 400 Jahre alt.
Das Bild ist wirklich sehr gut erhalten. Es ist völlig absurd, wie exakt das alles gemalt ist. Jedes Gemüse hat eine andere Textur, jedes Blatt, jeder Stängel ist unterschiedlich. Es ist ein flaches Bild, aber es sieht aus, als hätten wir eine 3D-Brille auf. Wenn in diesem Stil eine offene Tür gemalt wäre, ich wäre voll dagegen gerannt. Offenbar war hier ein handwerklich hervorragender Künstler am Werk: Frans Snyders.
Das Bild ist wirklich sehr gut erhalten. Es ist völlig absurd, wie exakt das alles gemalt ist. Jedes Gemüse hat eine andere Textur, jedes Blatt, jeder Stängel ist unterschiedlich. Es ist ein flaches Bild, aber es sieht aus, als hätten wir eine 3D-Brille auf. Wenn in diesem Stil eine offene Tür gemalt wäre, ich wäre voll dagegen gerannt. Offenbar war hier ein handwerklich hervorragender Künstler am Werk: Zu seiner Zeit war er ein sehr gefragter flämischer Maler, spezialisiert auf Tierbilder und Stillleben. Snyders war ein Zeitgenosse von dem berühmten Künstler Rubens – es wird sogar vermutet, dass sich das Gemüsestillleben mal im Besitz von Rubens befand. Außerdem haben die beiden auch zusammen an Werken gearbeitet. Früher war es nämlich gar nicht unüblich, dass mehrere Personen an einem Bild gemalt haben. Das war Teamwork. Wenn Rubens zum Beispiel ein paar Tiere auf einem Bild brauchte, dann hat das Synders übernommen. Umgekehrt malte Rubens Figuren für Synders' Gemälde. Die Zusammenarbeit mit Rubens steigerte Synders' Ruhm – das ist vergleichbar mit Features in der Musik, so steigern heutzutage Artists ja auch ihre Reichweite. Ein Feature mit Drake – zack – berühmt. Und Rubens war quasi der Drake der Malerei – mehr oder weniger.
Das Bild ist wirklich sehr gut erhalten. Es ist völlig absurd, wie exakt das alles gemalt ist. Jedes Gemüse hat eine andere Textur, jedes Blatt, jeder Stängel ist unterschiedlich. Es ist ein flaches Bild, aber es sieht aus, als hätten wir eine 3D-Brille auf. Wenn in diesem Stil eine offene Tür gemalt wäre, ich wäre voll dagegen gerannt. Offenbar war hier ein handwerklich hervorragender Künstler am Werk: Synders war also eine große Nummer und deshalb wurden ihm immer wieder Bilder falsch zugeschrieben. Er selbst hat seine Werke selten signiert und weil er einflussreich war, wurden seine Gemälde oft kopiert. Das macht die Zuschreibung manchmal nicht leicht. Auch an dem Gemüsestillleben aus Karlsruhe gab es Zweifel. Stilistisch lässt sich das Bild aber überzeugend in das Frühwerk von Synders einfügen. Und kürzlich war das Bild sogar der Star einer echt erfolgreichen Ausstellung im Louvre.
Aber an dem Gemälde aus der Kunsthalle Karlsruhe ist etwas ungewöhnlich und zwar, dass sich Synders hier größtenteils auf alltägliches Gemüse beschränkt und damit fast das ganze Bild ausfüllt. Oben rechts ist wie erwähnt noch die Bauernszene, aber der Fokus liegt ganz klar auf dem Gemüse. Also eine klassische Gemüsegewichtung. Das Werk wirkt wie eine Huldigung an die Fruchtbarkeit der flämischen Erde. Ein Hinweis darauf gibt auch ein kleiner Kirchturm am Horizont, der verdeutlicht: Die Ernte ist eine Gabe Gottes. Das Bild hat auch eine echt stattliche Größe von 144 cm x 157 cm. Eigentlich wäre es die perfekte Werbetafel für jeden Bio-Laden.
Aber an dem Gemälde aus der Kunsthalle Karlsruhe ist etwas ungewöhnlich und zwar, dass sich Synders hier größtenteils auf alltägliches Gemüse beschränkt und damit fast das ganze Bild ausfüllt. Oben rechts ist wie erwähnt noch die Bauernszene, aber der Fokus liegt ganz klar auf dem Gemüse. Also eine klassische Gemüsegewichtung. Das Werk wirkt wie eine Huldigung an die Fruchtbarkeit der flämischen Erde. Ein Hinweis darauf gibt auch ein kleiner Kirchturm am Horizont, der verdeutlicht: Synders‘ Gemälde inspiriert Kunstschaffende bis heute. Der Künstler Kai Fischer hat das Gemüsestillleben auf seine sehr eigene Art und Weise interpretiert. Er ging in den Supermarkt und kaufte alle Lebensmittel, die auf dem Bild von Synders abgebildet sind. Dann nahm der Künstler Fischer den Kassenbon und klebte ihn auf eine Postkarte mit dem Snyders-Motiv. So, und diese Postkarte schickte er dann an die Kunsthalle Karlsruhe. Dort sollte die Postkarte gestempelt und an den Künstler zurückgesendet werden. Puh, das klingt nach kreativer Bürokratie. Im Prinzip spielte Fischer mit Snyders Bild so 'ne komische Variante von Ping-Pong-Post. Vielleicht wollte er mit dem Museum auch einfach eine Brieffreundschaft knüpfen. Ich mag es auf jeden Fall, wie Fischer dieses sinnliche Stillleben so sachlich auf einen Kassenbon runterbricht. Ist ein witziger Move!
Aber an dem Gemälde aus der Kunsthalle Karlsruhe ist etwas ungewöhnlich und zwar, dass sich Synders hier größtenteils auf alltägliches Gemüse beschränkt und damit fast das ganze Bild ausfüllt. Oben rechts ist wie erwähnt noch die Bauernszene, aber der Fokus liegt ganz klar auf dem Gemüse. Also eine klassische Gemüsegewichtung. Das Werk wirkt wie eine Huldigung an die Fruchtbarkeit der flämischen Erde. Ein Hinweis darauf gibt auch ein kleiner Kirchturm am Horizont, der verdeutlicht: Es gibt übrigens noch viele weitere Stillleben in der Kunsthalle Karlsruhe – nicht nur von Snyders. Ein sehr bekanntes Stillleben von der Künstlerin Rachel Ruysch haben wir euch hier bei Kunstsnack auch schon vorgestellt. Hört in die Folge gerne mal rein. Empfehlt diesen Podcast eh gerne weiter – schickt den hin und her, wie der Künstler Kai Fischer, spielt damit einfach Podcast-Ping-Pong. Dieses Mal war es mit dem Gemüsestillleben definitiv ein sehr gesunder Kunstsnack. In zwei Wochen gehts wie gewohnt weiter. Bis dann, Tschüss.
Aber an dem Gemälde aus der Kunsthalle Karlsruhe ist etwas ungewöhnlich und zwar, dass sich Synders hier größtenteils auf alltägliches Gemüse beschränkt und damit fast das ganze Bild ausfüllt. Oben rechts ist wie erwähnt noch die Bauernszene, aber der Fokus liegt ganz klar auf dem Gemüse. Also eine klassische Gemüsegewichtung. Das Werk wirkt wie eine Huldigung an die Fruchtbarkeit der flämischen Erde. Ein Hinweis darauf gibt auch ein kleiner Kirchturm am Horizont, der verdeutlicht: Das war der Kunstsnack – Kurze Facts leicht bekömmlich. Mit Jakob Schwerdtfeger. Eine Produktion der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe. Abonniert unseren Podcast und folgt uns bei Instagram. Habt Ihr Themenwünsche, schreibt uns via Directmessage oder per Mail an digital@kunsthalle-karlsruhe.de.
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